// artiststatement

wie keinem anderen bildmedium haftet der fotografie auch zu beginn des 21. jahrhunderts und damit im zeitalter der digitalisierung und der allgegenwärtig stattfindenden bildproduktion und -reproduktion in sozialen netzwerken immer noch der ruf von objektivität und wahrheitsbericht an.
sie bildet deshalb die materielle grundlage und gleichzeitig auch den ausgangspunkt meiner fotocollagen, großformatigen reproduktionen und insitu-installationen im öffentlichen raum sowie meiner performances. unentwegt halte ich auf meinen reisen, in meinem täglichen leben, meinem persönlichen umfeld motive, darunter auch mich selbst mit hilfe einer
digitalkamera fest. auf klassichem fotopapier, meist in kleinem 9x13cm-format, entwickle ich meine fotocollagen, die fortan den materialfundus meiner eigentlichen arbeiten ausmachen.

auch für meine performances, meist festgehalten in kurzen, knackigen videos, bildet die idee der fotocollage die ausgangsbasis. zwei voneinander entfernte wirklichkeiten, finden immerwieder auf eine poetisch-sinnliche und humorvolle weise zu neuen möglichkeiten der betrachtung.

ein bild im bild im bild verschiedener entstehungskontexte und bildqualitäten, händisch grob ausgeschnitten und zusammengeklebt, kann und soll für jeden sichtbar gemacht werden. somitfeiere ich den analogen zugang und umgang mit dem bild an sich. für mich ist eine fotografie kein datensatz, sondern im wahrsten sinne des wortes handwerkszeug: material, das generiert, ins plastisch greifbare umgesetzt, ausgewählt, ausgeschnitten, kombiniert, geklebt und reproduziert wird.

die inhalte meiner fotocollagen entstehen intuitiv. in diesem prozess interessieren mich vor allem gefühle, die diese veränderten bildwahrheiten auslösen. dabei lege ich wert auf eine gewisse harmonie, welche sich durch eine bewusst gesetzte komposition und farbigkeit ergibt. ich erforsche in meinen bildwelten das authentische, das nichtauthentische, die anwesenheit, die abwesenheit, das berührbare das unberührbare.

meine arbeiten geben keine klarheit über die entstehungskontexte, über die entscheidungen, die hinter der komposition der bilder liegen: sie sind subjektiv, ausschnitthaft und fiktiv. ganz bewusst sind sie ihrer eindeutigkeit beraubt und stellen mehr fragen, als dass sie antworten geben. dem betrachter selbst ist somit die freiheit eigener imaginationen, narrative,
assoziationen und emotionen und eines individuellen zugangs gegeben. als gegenentwurf dazu versteht sich das foto-/performanceprojekt: „feminist pin ups“, an welchem ich seit 2014 gemeinsam mit meiner kollegin laura durban konzeptionell forsche. der entstehungskontext hierfür wird monatlich neu bewusst gewählt, ebenso treffen wir im austausch miteinander eine entscheidung, für eines von vielen entstandenen momentaufnahmen, von uns selbst, und beratschlagen kritisch, welches bild uns am ehrlichsten, unverstelltesten und lustvollsten zeigt. das gewählte bild steht für eine repräsentation unseres körperlichen und geistigen zustands in dem jeweiligen monat.

meine fotocollagen und performances können als ein konterkarieren der digitalen fotografie mit dem analogen verstanden werden und sind somit bedeutungsvoll in eben jenem diskurs. dadurch treffen meine arbeiten eine differenzierte aussage über unsere realität, die nicht allgemeingültig und greifbar, sondern wie die bilder selbst vielschichtig und voller
unterschiedlicher fügungen ist. gerade weil durch die digitalisierung nach und nach nicht nur unser aller blick und umgang mit bildern verändert wird, steht auch die rolle der fotografie als medium des kunstbildes zur debatte.